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Übe-Tipps

Wer hat sich nicht schon immer gefragt: Wie soll ich eigentlich meine "Übungsstunde" gestalten?

Langsam und Leise („L&L“)

Passagen sind so lange langsam einzustudieren, bis alle erforderlichen Merkmale wie Dynamik, Artikulation, Tondauer, Phrasierung, Rhythmus und Interpretation bewußt erforscht und einstudiert wurden. Dabei ist eine geringe Lautstärke ausreichend, um sich nicht noch zusätzlich mit dem Thema Fingerkraft und Geläufigkeit auseinandersetzen zu müssen. Nur über das Langsamspielen führt der Weg zu einer brillanten Technik. Sofern ein ganzer Teil fertig einstudiert ist, können Tempo und Lautstärke angehoben werden. Das Tempo sollte langsam und nur in 4er-Schritten (siehe Angabe auf dem Metronom) erhöht werden. Vorher sollte man das Stück mehrmals in einem langsamen Tempo fehlerfrei und sicher bewältigt haben. Als „bühnenreif“ kann ein Stück erst dann bezeichnet werden, wenn es in einem leicht übertriebenen Tempo immer noch sicher bewältigt wird.


Sehen - Hören - Spielen

Die Interpretation eines notierten Stückes liegt wesentlich in der Fähigkeit, zu Hören - „Man hört mit den Fingern“. Um eine einzelne Stimme (Melodie-, Begleit- oder Bassebene bzw. Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassstimme) zu verstehen, muß man sie separat kennenlernen und ausarbeiten. Jeder technisch noch so brillante Vortrag ist bedeutungslos, wenn er heruntergeleiert wirkt, wenn verschiedene Stimmen zu einem Einheitsbrei verschmelzen. Die beste Selbstkontrolle besteht in der Fähigkeit, sich selbst zuzuhören. Dies kann z.B. leicht dadurch erreicht werden, indem man eine kurze Passage auswendig spielt und sich nur dem Klang widmet. Melodien sollten immer mitgesungen oder mitgesummt werden. Selbstverständlich ist es auch wichtig, das eigene Klavierspiel regelmäßig mit einem Aufnahmegerät aufzuzeichnen und anschließend kritisch (nicht zu kritisch!) zu beurteilen. Einfache digitale Aufnahmeprogramme sind kostenlos im Internet abrufbar.


Getrenntes Üben

Auch bei vermeintlich leichten Blattspielübungen sollten beide Hände getrennt eingeübt werden. Wie bereits im letzten Punkt erwähnt, sollten auch jede einzelne Stimme separat einstudiert und untereinander kombiniert werden. Z.B. ist es interessant einmal zu hören, wie die Melodiestimme zur Basslinie paßt, wie die Begleitung ohne Melodie klingt usw. Das Primavista-Spiel – also ALLES SOFORT vom Blatt zu spielen – dient lediglich der Verbesserung der Notenkenntnisse, der Lesegeschwindigkeit und der Tastenfühlung. Für eine individuelle, nachhaltige Interpretation ist es jedoch unbrauchbar.


Das polyphone Spiel

Um mit einer Hand zwei verschiedene, selbständige Stimmen spielen zu können, muß jede Stimme separat eingeübt werden. Man konzentriert sich dabei nacheinander auf Fingersatz, stummen Fingerwechsel, Fingerlegato, Lautstärke und Artikulation. Es gibt spezielle polyphone Vorstudien und Übungen für das zwei stimmige Spiel in einer Hand, die z.B. den Zugang zu den Bach'schen Werken erleichtern.


Keine Monotonie

Man achte darauf, nicht in allzu stereotype Muster zu verfallen. Eine fehlerhafte Stelle kann nur begrenzt direkt aufeinanderfolgend wiederholt werden, dann kann das Gehirn die Informationen nicht mehr verarbeiten und die Technik wird nicht besser, sondern schlechter. Man sollte dann an einer anderen Stelle weiterüben und sich später oder erst am nächsten Tag wieder dem ersten Fehler zuwenden.

Transposition von Etuden

Etuden, die nur auf weißen Tasten gespielt werden, sind nur eingeschränkt für die Verbesserung der Technik von Nutzen. Man sollte alle Etuden mit der Zeit in die am Häufigsten vorkommenden Tonarten (G-Dur/F-Dur, D-Dur/B-Dur, A-Dur/Es-Dur) transponieren.

Stücke fertig einstudieren & regelmäßig wiederholen

Bevor man ein neues Stück beginnt, sollte man das vorherige fertig einstudiert haben. Das erarbeitete Repertoire sollte man regelmäßig wiederholen. Mit der stetig wachseneden Spielroutine wird sich eine bessere Geläufigkeit und Sicherheit einstellen.


Der Ablauf einer Übungsstunde

Fingerstudien oder Etüden sollten immer am Anfang einer Stunde stattfinden. Im 2. Drittel empfiehlt sich das Bearbeiten eines oder zweier notierten Stücke. Im 3. Drittel könnte man je nach Geschmack z.B. Stücke wiederholen oder improvisieren.

 

Zusammenfassung: Das Erarbeiten eines neuen Stückes


a) Formanalyse (ohne Klavier möglich): Damit erspart man sich viel Zeit, da Wiederholungen einzelner Passagen – dies können auch Teile einer Melodie oder ein einzelner  Takt sein - nicht neu einstudiert werden müssen.

b) Analyse der Fingersätze

c) „Man hört mit den Fingern“: Wenn möglich, sollte die Melodie mitgesungen werden. Auch bei Akkordfolgen sollte man die oberste Stimme mitsingen.

d) Ein Stück sollte in Bausteinen erarbeitet werden. Kurze Passagen werden in jeder Hand separat einstudiert und anschließend kombiniert. Erst später kann ein Teil des Stückes fertiggestellt werden (z.B. Intro, A-Teil usw.). Man vermeide den Fehler ein Stück stets nur von Beginn an zu üben. Dabei sollte man nicht vergessen, auch die Übergänge von einem zum nächsten Teil zu üben.

e) Figuren und Läufe prägen sich besser ein, wenn man eigene Übesequenzen dazu erarbeitet. Gebrochene Akkorde sind auch mit geschlossener Struktur einzuüben. Bei Akkorden ist zudem die Ermittlung der Akkordsymbole sehr hilfreich.

f) Figuren, Läufe und Akkorde können eingeübt werden, indem man deren Tempo, Rhythmik und Phrasierung variiert. Schwierige technische Figuren können mit passenden Etuden kombiniert werden.


g) Um den Inhalt einer Komposition vollständig zu erfassen, ist eine Harmonieanalyse notwendig.

 

 

Buchempfehlung: Gerhard Mantel, Einfach Üben (Schott Verlag)


Quellen:
Erwin Christian Scholz – ABC der Klaviertechnik
Erich Wolf – Der Klavierunterricht

© Thomas Walossek 2014-2022

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Kontakt: Thomas Walossek, Tel: 01714614228, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.